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Wie fühlt es sich an, das erste Mal als Triathlon-Profi zu starten?

26. Mai 2021


Lasse Ibert

Challenge St. Pölten Calling – und so langsam steigt die Aufregung. Wie muss es da wohl denjenigen gehen, die Ende Mai erstmals als Triathlon-Profi starten? Wir haben bei Christian Trunk und Lasse Ibert nachgefragt. Zwei Profi-Rookies, zwei Lizenzen und eine Challenge-Premiere!

Ganz klar: Die Challenge St. Pölten am 30. Mai 2021 wird unvergesslich – zumindest für Christian Trunk und Lasse Ibert. Denn beiden wird das Rennen als Premiere auf dem Profi-Parkett in Erinnerung bleiben.

Warum wird man Triathlon-Profi?

Fest steht: Wenn am Sonntag um 6.30 Uhr der Startschuss fällt, wird sich zeigen, ob es sich für die beiden gelohnt hat, den Weg ins Leben als Triathlon-Profi zu wagen. Letzterer führte bei Christian Trunk zunächst über das Team-Management beim hep Sports Team sowie die Athletenagentur „A-Team“, die er mit seinem Bruder Andre Trunk gründete (u.a. für das Management von Justus Nieschlag verantwortlich). Christian entschied sich 2020 aber ganz bewusst für den Übertritt in die Profiwelt: „Was ich vorher gemacht habe, kann ich danach auch noch machen“, erklärt der 27-Jährige. „Aber die Profi-Laufbahn anzugehen, wird mit der Zeit immer schwerer. Den Fokus zu 100 Prozent auf den Sport und jede Einheit zu setzen, wollte ich einfach nicht unversucht lassen.“

Doch wie wird man vom Amateur zum Profi? Oder anders gefragt: Wie kommt man überhaupt auf diese Idee? Christian sieht das mit einer vor allem unter Triathleten verbreiteten Eigenschaft verbunden: Selbstüberschätzung. „Auch ich habe sicherlich dazu geneigt. Aber mir war immer klar: Solange ich in regelmäßigen Abständen deutliche Leistungsverbesserungen sehe, ist der Weg noch nicht zu Ende.“

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Die Profi-Lizenz als Ansporn bei der Challenge St. Pölten

Eine Überlegung, die auch Lasse Ibert kennt. Er ist nicht neu im Triathlonzirkus, aber durchaus in der Profi-Riege. Als Bikefitter und erfolgreicher Altersklassenathlet ist er in der Szene zu Hause, war schon auf Hawaii, zweimal in der Top-10 bei der 70.3-WM und trainiert bei Top-Coach Philipp Seipp und KickAss Sports. Aber der Nürnberger hatte das Gefühl, dass noch so einiges geht, als er sich 2019 dazu entschied, eine Profi-Lizenz zu lösen. Blöd nur, dass er 2020 nicht zum Zug kam – aus bekannten Gründen.

Die Premiere in St. Pölten sei somit in vielerlei Hinsicht langersehnt, erklärt der Mann, der sich mit seinen zarten 35 Jahren selbst als „Profi-Rookie-Opa“ bezeichnet „Ich bin gespannt, wie sich ein Rennen in der Profi-Gruppe anfühlt, weil es eine ganz andere Renndynamik ist. Vielleicht kann ich ja auch noch mehr herausholen, wenn ich diesen Druck im Rücken habe, liefern zu müssen.“ Dafür trainiert Ibert rund 15 Stunden pro Woche und damit paradoxerweise weniger als noch zu Altersklassen-Zeiten. Abgesehen davon hat sich wenig geändert: „Ich bin kein anderer Athlet geworden und von meiner Leistungsfähigkeit genauso, wie zu Agegrouper-Zeiten auch.“

Einmal Lampenfieber mit Premieren-Panik, bitte!

So, und was treibt einen Profi-Rookie nun um, bevor der Startschuss und damit auch die Anspannung endlich (ab-)fällt? Kurzum: Es sind Sorgen und Befürchtungen, die auch Altersklassen-Athleten kennen – wenn auch auf einem anderen Level. Lasse raubt vor allem die erste Disziplin den Regenerationsschlaf. Hier war es ausgerechnet die Lizenz, die ihm Türen öffnete. Und zwar buchstäblich! Lasse durfte samt Profistatus schwimmen, sonst wäre er auch nicht gestartet, wie er sagt. Innerlich hat er sämtliche Rennverläufe durchgespielt. Auch das Worst-Case-Szenario: „Meine größte Sorge ist, dass ich durch die Angst vor der Masse verkrampft vor mich hindümpele. Denn wenn ich dann zu spät aus dem Wasser komme, ist der Zug abgefahren – oder eben die Bike-Gruppe.“

Christian Trunk

Triathlon-Profi Christian Trunk treiben natürlich auch Fragen um: „Wie läuft das Schwimmen? Bin ich in einer guten Gruppe unterwegs? Muss ich mich alleine durchbeißen? Alles selbstmachen?“, berichtet er aus seinem Innern. „In der Altersklasse hast du dich im Wellenstart eingeordnet und dann ging es schon irgendwie. Aber im Profifeld gibt es für mich viele Unbekannte.“ Nichtsdestotrotz ist die Challenge St. Pölten für beide genau der richtige Anlass, um erstmals als Profis an den Start zu gehen – zum Beispiel mit Blick auf die Konkurrenz auf der Starterliste: „Das Profifeld ist zwar groß, man kennt aber nicht jeden Namen. Es werden also viele in einer ähnlichen Situation sein und wir alle stehen nicht im Rampenlicht“, sagt Triathlon-Profi Lasse.

Bekenntnisse eines Triathlon-Profis

Doch nicht nur Nervosität bestimmt die Tapering-Phase vor dem Rennen. Hinzu kommt, dass ein neuer, bis dato eher unbekannter Druck auf der Schulter eines Profi-Rookies lastet. Wer nicht „just for fun“ an der Startlinie steht, der spürt eine Verantwortung – gegenüber der Profi-Lizenz, den Sponsoren, den Trainern. Als ob der Rest an Schulterlast nicht schon genug wäre! „Ich kann nicht leugnen, dass die Angst mit der Lizenz im Nacken größer geworden ist“, gesteht Lasse Ibert. „Ich hoffe einfach, dass ich einen guten Tag erwische. Nicht nur im Wasser.“

Christian Trunk kann sich ebenso wenig von einer gewissen Ernsthaftigkeit freisprechen: „So unromantisch das auch klingt, ist es eben wichtig, die finanzielle Komponente nicht außer Acht zu lassen.“ Und wenn wir gerade schon bei der sicheren Zukunft sind: Seine eigene geht Lasse Ibert sehr gelassen an – zumindest in puncto Triathlon. „Das Profi-Dasein sollte mir in erster Linie mehr Spaß als alles andere bringen.“ Davon dürfte es in St. Pölten genug geben. Die Daumen sind jedenfalls gedrückt!

Bild-Hinweise: Titelbild von Carla Nagel/Marcel Hilger für KickAss Sports; privat

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