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Till bloggt – Bitte beachten: Do’s & Don’ts für Triathleten

03. Juni 2019



Schafe oder Wolken zählen, ein Glas warmes Wasser oder etwa eine drittel Flasche Strohrum (auch Komasaufen genannt) gelten als probate Mittel bei Einschlafschwierigkeiten. Alles Unsinn. Für mich ist der einfachste Weg, um zu jeder Tageszeit einzuschlafen zu können, jegliches Gespräch, das irgendwas mit gefahrenen Wattzahlen im Triathlon zu tun hat.

Wenn man sich bei Menschen mit einem Leben außerhalb des Triathlons umhört (gibt es wirklich!) haben Triathleten mittlerweilen den Blondinen den ersten Rang bei Flachwitzen abgelaufen und nicht ganz ohne Grund, wenn ihr mich fragt.

Die gute Nachricht: Es gibt Hoffnung. Ja, auch für diejenigen, die Wasser mit Kohlensäure für ein Party-Getränk halten oder die nach einem Stück dunkler Schokolade erstmal ihren Psychologen anrufen müssen, um das schlechte Gewissen zu verarbeiten.

Triathleten sind coole Schweine, das steht außer Frage. Eine Portion gesunder Wahnsinn schlummert in uns allen und von mir bekommt eh jeder Respekt, der sonntags nicht mit Jägermeisterflecken auf dem zu engen T-Shirt bei Mutti im Keller auf der Couch sitzt und unter dem Username ‚MamasBoy71‘ auf Alienjagd geht, sondern schwimmt, radelt oder läuft.

In der letzten Sabbelstunde mit dem Bockster habe ich ja einen Blog über die „Do’s und Don’ts als Triathlet“ versprochen, also wollen wir mal loslegen. Viele von Euch werden die folgende Dinge automatisch schon machen oder vermeiden, aber der ein oder andere hat noch Schwierigkeiten damit und da wollen wir gerne helfen.

So funktioniert es: Do!

  1. Sich freuen, stolz sein und die Begeisterung auch mal rauslassen. Egal ob erster Sprint-Triathlon oder Hawaii-Quali, wer die Ziellinie sieht ist ein Held und soll sich freuen. Da darf man auch mal auf der Finishline tanzen, ein Selfie mit den Pros machen oder einen Urschrei loslassen.
  2. Das Finisher-Shirt beim Frühstück nach dem Rennen tragen. Wenn es einen Ort für das Finisher-Shirt gibt, dann ist es das Hotelfrühstück am nächsten Tag. Ein bisschen gefeiert zu werden hat man sich nach einem Rennen verdient und ihr werdet viele Gleichgesinnte um Euch haben, die am Vortag durch die selben Höhen und Tiefen gegangen sind.
  3. Im Rennen einfach mal die Sau rauslassen und rasant scheitern. Triathlon soll Spass machen und nicht immer durch Zahlen und Zeiten bestimmt sein. Wer gerne Fahrrad fährt, soll es einfach mal krachen lassen, auch wenn er dann beim Laufen mit Pauken und Trompeten untergeht. Hauptsache mal Spass gehabt! Gerade aus diesen Dingern lernt ihr etwas für die kommenden Rennen. Wer nicht mal richtig auf die Fresse fliegt, weil er unkontrolliert Spass hatte, hat Triathlon nie richtig erlebt. Hauptsache ihr könnt hinterher noch über Euch selbst lachen.
  4. Drafter anpöbeln. Definitiv ein Muss für jeden Triathleten. Wer schamlos beim Drafting erwischt wird, muss damit leben auch mal ordentlich verbal rasiert zu werden. Von daher sollte ein anständiges Schimpfwort oder eine gesalzene Portion Sarkasmus zum Repertoire eines jeden fair fahrenden Triathleten gehören.
  5. Dem Moderator im Ziel ein Bier oder Kaffee vorbeibringen. Das brauche ich gar nicht weiter zu beschreiben. Erklärt sich doch von alleine, oder? Das gilt übrigens auch für die Messe und andere Side-Events rund um einen Triathlon. Wer mir über den Weg läuft und Bock auf Kaffee oder ein bisschen Triathlon-Talk hat (ihr wisst schon, nicht Wattzahlen, sondern coole Themen), soll mich einfach anquasseln. Wenn ich Zeit habe, bin ich sofort dabei.

Bitte nicht: Don’ts!

  1. Die Ziellinie runter sprinten, wenn es nicht wirklich um eine Bestzeit oder einen Podiumsplatz geht! Ich kapiere es einfach nicht. Da bringt Athlet sich ein ganzes Rennen lang an die Grenze und schmeißt dann die Chance weg mal so richtig geil im Zielkanal gefeiert zu werden, die Atmosphäre aufzusaugen und für einen Moment König/in/x des Rennens zu sein.
  2. Deinen verbalen Durchfall bei anderen abladen. ‚Boa, das Training war echt hart, da die Nichte der Tante meiner Frau vor sieben Monaten Fieber hatte. Dann waren auch noch meine Lieblingsriegel ausverkauft. Und, Digga, ich sach Dir, blablabla‘ ist verdammt nochmal keine Antwort auf die Frage ‚Na, alles fit?‘ Das ist dermaßen weit am Thema vorbei, dass einem Baum Beine wachsen würden, damit er vor der Situation wegrennen kann.
  3. Den Spaß am Sport verlieren. Ehrgeiz und Ziele sind eine super Geschichte. Das ist, was uns antreibt und zu neuen Bestleistungen und Erfahrungen treibt, aber dabei bitte nicht den Spaß verlieren. Wer im Race Briefing auf mich zu kommt und sich empört beschwert, dass er am Tag vor dem Rennen die Schwimmstrecke geschwommen sei und seine Uhr sagt, dass sie nur 1850 und nicht 1900 Meter lang ist, hat einfach nicht die Einschläge gehört. (Yep, das ist tatsächlich am letzten Wochenende so passiert…)Bei sowas bekomme ich echt Hirnkrämpfe und muss mich stark zusammenreißen nicht zu sagen, was mir in dem Moment durch den Kopf geht, da ich danach nicht mehr als Moderator vertretbar wäre. Leider sind solche Aussagen keine Ausnahme.Ganz groß rausgekommen ist auch der Athlet, der sich beschwerte, dass die Radstrecke 920 und nicht 860 Höhenmeter hatte und er habe jetzt im Training auf genau 860 Höhenmeter trainiert. ‚Äh, was bitte wie? Was ist denn hier los?` Solche Typen haben als Kind einfach nicht genug Schläge bekommen. Ich bin schon gespannt, was ihr Euch für mein nächstes Race Briefing einfallen lasst.
  4. Ungefragt Wattzahlen verbreiten. Wer meint sich ungefragt durch Wattzahlen definieren zu müssen, braucht sich nicht zu wundern, wenn er noch Single ist. Wattzahlen, das ist die Midlife Crisis des Triathlon. Mal ganz davon ab, dass circa 90 Prozent aller Triathleten keine Ahnung von Wattzahlen haben – wenn ihr nicht direkt nach Wattzahlen gefragt werdet, kann ich Euch garantieren, interessiert das keinen Grashalm. Versprochen.
  5. Als Profi im Ziel erzählen, wie scheiße das Rennen eigentlich gelaufen ist, auch wenn man gerade aufs Podium gekommen ist. Das ist nicht nur absolut respektlos gegenüber den Profis, die man geschlagen hat, sondern das versteht auch kein einziger Zuschauer, da die Euch in dem Moment gerade für absolute Helden halten.Oder ums anders zu sagen: Wer als Profi noch immer glaubt zum Triathlon gehört nur ein bissl besser Schwimmen, Rädchen fahren und Laufen als andere, braucht sich nicht zu wundern, warum Susi’s Eckkneipe sein einziger Sponsor ist.

So, genug gepöbelt. Ich muss noch was für die Drafter aufheben. Ihr seid alle geil und die, die noch Spaß am Sport haben umso mehr! Vollgas! Euer Till.

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2 Kommentare

  1. Hi Till,
    könntest Du im „Don‘t 3“ bei der Passage mit den Schlägen und den Kindern vielleicht auf die Kinder (und im besten Fall auch auf die Schläge) verzichten…?
    Kinder sind auch in Deutschland täglich unfassbarer Gewalt ausgesetzt und haben sich diese Rolle weder ausgesucht, noch können Sie daran was ändern. Es ist weder cool, noch lustig sie in diesen Kontext zu setzen. Da bieten sich viele „selbstgewählte Randgruppen“ wie z.B. Drafter, AFDler oder Sonstige, die ihr Hirn nur gelegentlich anschalten wirklich besser zum pöbeln an…
    Natürlich habe ich mich ansonsten nirgends ertappt gefühlt und die „dont‘s“ könnten mir natürlich nicht passieren. Ich finde Deine Beiträge sehr erfrischend, ob Podcast oder Blog. Wir sehn uns bei nem Bier – oder Kaffee!

  2. Servus Heiko, danke Dir für Deine Anregung. Da sich die Schläge aber zum einen konkret auf die Athleten beziehen, die ich anspreche und zum anderen mit einem Eimer Ironie versehen sind, bleibt der Blog so stehen wie er ist. Wer hier in irgendeiner Art einen Aufruf zur generellen Gewalt, oder zur Gewalt an Kindern sieht, geht offensichtlich zum Lachen in den Keller.

    Bei aller vorherrschenden ‚Political Correctness‘ sollten wir nicht Spass und Ironie aus den Augen verlieren.

    Können das aber gerne nochmal bei einem Bier besprechen.

    Beste Grüße und reingehauen.