Daniela Bleymehl beim Feinschliff: Vorsprung durch Technik?
30. Mai 2019
Wenn das Handy vibriert und Daniel Schade in der Leitung ist, wird es spannend: Daniel ist nämlich der Geschäftsführer von gebioMized und arbeitet und tüftelt deswegen mit den besten Athleten der Welt an ihrer Performance auf dem Rad. Natürlich ist man in diesem Bereich schnell auf Nerd-Level 100 unterwegs, aber da fühlen wir uns ja bekanntlich wohl. Dieses Mal ging es zur Outdoor Session mit Daniela Bleymehl.
Raus aus dem Labor und rauf auf die Straße. So lässt sich ganz gut zusammen fassen, was Daniel mir in einem 30-minütigen Telefonat erklärt. Damit man die Zusammenhänge aber wirklich versteht, müssen wir die Uhr erstmal zwei Jahre zurückdrehen.
Denn der Beginn der Geschichte liegt im Mai 2017 – Daniela Bleymehl intensiviert zu diesem Zeitpunkt ihre Zusammenarbeit mit den Biomechanik-Experten von gebioMized und den Aerodynamik-Spezialisten von STAPS. Während eines Tests auf der Radbahn in Büttgen werfen die Messungen enormes Potential auf.
Ein Potential, das es auszuschöpfen gilt. Nun beginnt ein langer Prozess, der bis heute andauert.
Bei der damaligen Messung kommt heraus, dass Danni 7,5 Mal pro Minute einen sogenannten „Shift“ auf dem Sattel macht, so wird eine Bewegung auf dem Sattel nach hinten genannt. Ich rechne nach: 7,5 Shifts pro Minute, das sind 450 Shifts pro Stunde und unfassbare 2.025 in viereinhalb Stunden (diese Zeit entspricht 180 Kilometern bei einer Geschwindigkeit von 40 km/h). Durch erste Veränderungen und Anpassungen gelingt es dem Expertenteam, die Anzahl der Shifts innerhalb einer Messung über drei Minuten auf 0 zu verbessern.
Seitdem ist viel passiert. Danni hat den Challenge Roth gewonnen, den IRONMAN Italy und drei Mal in Folge den Challenge Heilbronn. Natürlich liegen diese Erfolge nicht nur daran, dass sie an ihrer Sitzposition gearbeitet hat. Aber es sind am Ende nun Mal die Details, die im Profifeld über Sieg oder Niederlage mitentscheiden. Und für diese Details ist Daniel Schade der richtige Mann.
Watch the detail: Raus in die Realität
Wir springen in den Mai 2019. Wenige Tage nach Dannis Sieg in Heilbronn macht sich Daniel auf den Weg nach Darmstadt. Es wird Zeit all die Messungen von Danni aus dem Labor und von der Radbahn in die Realität zu übertragen. Der Zeitpunkt, so kurz nach dem Wettkampf, ist dabei ganz bewusst gewählt: „Danni soll leicht ermüdet in die Messung gehen. Mir ist es wichtig, dass wir möglichst nah an die Verhältnisse in einem Rennen herankommen. Ich möchte herausfinden, was mit Dannis Position auf dem Rad passiert, wenn sie ermüdet“, erklärt Daniel die geplante Herangehensweise.
Allerdings ist nicht nur die Ermüdung ein wichtiger Faktor für den Outdoor-Test. Ein wesentlicher Unterschied zu den Testverfahren im Labor oder auf der Bahn ist vor allem die Dauer. Während ein Testlauf „indoor“ bereits nach wenigen Minuten abgeschlossen ist und ausgewertet wird, ist Danni draußen mehrere Stunden im Sattel unterwegs.
„Außerdem haben wir unterschiedliche Belastungsbereiche simuliert. Danni ist unter anderem in der geplanten Langdistanz-Pace gefahren, aber auch in ihrer Mitteldistanz-Pace, im flachen und im bergigen Terrain“, berichtet Daniel. Diese Varianz und Bandbreite an unterschiedlichen Messungen und Daten ermöglicht Rückschlüsse auf Effizienz und Effektivität von Dannis aktueller Position und ihrer Beckenstabilität auf dem Sattel.
Ein weiterer wichtiger Parameter, auf den Daniel Rücksicht genommen hat: Das Bewegungsmuster von Danni auf dem Rad. Mit Hilfe des LEOMO Systems kann Daniel genau analysieren, ob und wie sich Dannis Bewegungen unter der jeweiligen Belastung und mit zunehmender Dauer verändern. Dafür wurden zwei Sensoren an Dannis Füßen platziert, ein Sensor am Kreuzbein und ein weiterer am Oberkörper, um die Bewegungen im Torso nachvollziehen zu können.
Fazit: Was bleibt vom Tag übrig?
Die alles entscheidende Frage, die sich nach solch einem Test für den Athleten oder die Athletin stellt, lautet: Was habe ich denn nun davon? Schließlich ist es kostbare Zeit, die man als Profi für ein solch aufwendiges Verfahren investiert. Eine wertvolle Erkenntnis: Danni hat eine Position auf dem Sattel gefunden, die mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen ist. Der gemeinsame Prozess, die intensive Zusammenarbeit der letzten zwei Jahre trägt Früchte.
Und dennoch sieht Daniel weiteres Verbesserungspotential: „Nach dem IRONMAN Frankfurt möchte ich noch einige Dinge ausprobieren. Es gibt Überlegungen, wie wir eventuell noch mehr herausholen können. Vielleicht kann die Position auch noch auf die Anforderungen von bestimmten Streckenprofilen besser angepasst werden. Vor allem mit Blick auf den IRONMAN Hawaii könnte man manche Dinge verändern, bei denen wir herausfinden müssen, ob sie Sinn machen und ob sie Danni nutzen würden.“
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