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Profi ohne Leistung. Geht nicht? Geht doch.

03. November 2017


Antrag auf die Erteilung eines Elitepasses der DTU

Kontrovers: In Deutschland ist das Dasein als Triathlon-Profi eine reine Geldfrage. Mit 250 Euro ist man dabei: Formular ausfüllen, abschicken, bezahlen und schon ist man Profi. Kein Leistungsnachweis notwendig. Ich finde das schade und nicht richtig. Allerdings ist es ein System, das seit Jahren so bei der Deutschen Triathlon Union funktioniert. Das sollte sich ändern. Ein Denkanstoß.

So einfach wird man Triathlon-Profi in Deutschland?

Ja, richtig verstanden. Um in Deutschland Triathlon-Profi zu werden bedarf es nicht einem einzigen Leistungsnachweis. Es gibt keine offiziellen Qualifikationsrichtlinien. Es ist eine höchst persönliche Entscheidung, ob man die Profilizenz ziehen möchte oder nicht. Entscheidet man sich für Ja, dann trennen einen nur noch wenige Formulare und eine Überweisung in Höhe von 250 Euro an die Deutsche Triathlon Union (DTU) vom Leben als Profi. Soweit zumindest mal die paradiesische Vorstellung. Ich weiß das, weil ich die Profilizenz für 2018 erneut gelöst habe. Einfach so. Finanziell kann ich es mir leisten. Sportlich – da bin ich ehrlich – bin ich den Beweis erst noch schuldig und habe mit meinen Leistungen bisher höchstens angedeutet, dass ich mir den Titel „Triathlon-Profi“ verdient habe.

Natürlich ist es immer die eigene Sache, was man daraus macht. Ob die Leistungen angemessen sind. Ob man sich durch Sponsoren finanzieren kann oder nicht. Ob und wie man die Entscheidung vor sich und anderen Athleten rechtfertigt.

All das ist in den 250 Euro natürlich nicht enthalten und muss für sich selbst beantwortet werden. Man bekommt einige Wochen nach versenden der Formulare ein Plastikkärtchen mit einem Passfoto von sich und fortan ist man offiziell berechtigt Preisgelder zu verdienen. Dazu aber später mehr. Viel mehr bekommt man nicht für sein Geld.

Der Profi-Status hat keine Qualitätskomponente

Das Resultat ist nicht nur Verwirrung. Viel mehr besitzt die Bezeichnung „Triathlon-Profi“ dadurch überhaupt keinen Wert. Natürlich, es muss eine Möglichkeit der Abgrenzung für Athleten geben, die den Sport nicht als Amateur betreiben. Aber ein Status, der käuflich ist, wird diesem Wunsch nach Abgrenzung nicht gerecht. Aktuell bin ich persönlich sicher ein Nutznießer dieses Systems und komme ganz einfach an den Status des Profi-Athleten. Schön. Aber das heißt nicht, dass ich ein Fürsprecher davon bin. Ganz im Gegenteil: Ich würde mir wünschen, dass es ein Qualifikationssystem gibt, über das man sich den Profi-Status erarbeiten kann bzw. sogar muss. Bei der Nationalmannschaft (Olympia, World Triathlon Series, etc.) der DTU gibt es so etwas – sicher auch mit Schwachstellen. Aber es gibt ein System, in dem man sich als Athlet über Leistung für größere Aufgaben empfiehlt. Schafft man das, dann hat man sich diesen besonderen Status hart erarbeitet und verdient. Ganz transparent für Konkurrenten, Fans, Veranstalter und am Ende auch Sponsoren. Für Langdistanzler gibt es so etwas nicht. Warum?

Kaufe ich die Profi-Lizenz bei der DTU, dann erhalte ich dafür erstmal: Nichts.

Pro forma darf ich nur mit dieser Lizenz Preisgelder verdienen, in der Realität wurde ich allerdings noch nie nach dieser Lizenz gefragt, wenn ich in den Preisgeldrängen gelandet bin. Gleichzeitig ist die Profi-Lizenz der DTU Grundvoraussetzung, um bei IRONMAN 70.3 oder IRONMAN Wettkämpfen als Profi starten zu dürfen bzw. eine zusätzliche Pro-Lizenz bei der World Triathlon Cooperation (WTC) für mehrere hundert Euro kaufen zu können. Bei der WTC erhält man aber einen tatsächlichen Gegenwert, kann mehr oder weniger bei jedem Rennen starten und genießt eben gewisse Vorzüge, die den Profis geboten werden. Das ist soweit ganz nett und am Ende auch in Ordnung.

Sollte die DTU einen Leistungsnachweis für Profis verlangen?

Zurück zur DTU und meinen Bauchschmerzen mit ihrer Profi-Lizenz. Ich würde mir wünschen, dass es unterschiedliche Stufen gibt, die man als potentieller DTU Triathlon-Profi durchlaufen muss. Die erste Stufe muss für den Athleten kostenlos sein, sie muss erstmal eine Perspektive eröffnen und dem Athleten die Chance geben, sich über Leistung im unfassbar großen Getümmel von Triathleten, das wir in Deutschland haben, zu zeigen und zu beweisen. Warum nicht einen Leistungstest für Athleten einführen, die auf der Mittel- und Langdistanz als Profi-Athlet an den Start gehen wollen? Dort müssen an einem Tag 3000 Meter geschwommen, ein Einzelzeitfahren über 40 Kilometer absolviert und ein Halbmarathon gelaufen werden.

Die Ergebnisse werden danach an einer vorher festzulegenden Leistungstabelle eingestuft. Am Ende werden die Athleten in unterschiedliche Kategorien eingeteilt und für Jedermann ist ersichtlich, welcher Athlet zur A-, B- und C-Klasse gehört. Von mir aus kann man die Kategorien ja auch anders nennen: Elite- (A), Top- (B) und Performance- (C) Athleten. Ab der Performance Stufe kann die Profi-Lizenz erworben werden. Die Top-Athleten erhalten als zusätzlichen Benefit die Möglichkeit, an bestimmten Seminaren und Workshops teilzunehmen, die von der DTU organisiert und durchgeführt werden. Den Elite-Athleten wird darüber hinaus die Infrastruktur der DTU und ihren Leistungungsstützpunkten (Diagnostiken, Ärzte und Physiotherapeuten, Trainingsstätten, etc.) zur Verfügung gestellt. Nur mal so als Idee.

Das mag alles viel gesponnen sein. Aber womit will man anfangen, wenn nicht mit Ideen und Denkanstößen? Eine viel größere Frage ist allerdings: Warum sollte die DTU das überhaupt wollen?

Die DTU verdient sicherlich gut an den Profi-Lizenzen, die einfach verkauft werden. Meiner Meinung nach sollte es jedoch der Anspruch der DTU sein, nur die besten Athleten mit ihrer Lizenz auszustatten. Und beobachtet man die Berichterstattung der DTU auf ihren Kanälen – besonders über die letzten zwei Jahre – dann fällt schnell auf, dass sie sich durchaus mit den Leistungen von Frodeno, Kienle, Lange & Co rühmt und schmückt. Aber nur von den „Langdistanzlern“ zu nehmen und nichts zu geben, kann es nicht sein.

Meine Ideen sind sicherlich nicht die perfekte Lösung und erst recht nicht frei von Fehlern. Aber sie sollen ein Denkanstoß sein und zur Diskussion anregen. Unter euch, den Athleten und vor allem beim Verband.

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