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Rookie-Report – Triathlon-Tabu Selbstzweifel: Alle krass, nur ich nicht?

25. Mai 2021


Triathlon Einsteiger

Wer als Triathlon-Anfänger auch 2021 noch auf seinen ersten Wettkampf wartet, hat viel Zeit zum Nachdenken. Zu viel Zeit. Das ist ein perfekter Nährboden für lauter werdende Selbstzweifel. Lohnt es sich, ihnen Gehör zu schenken? Rookie Lena hat für euch gelauscht.

Ich will ja keine Spielverderberin sein, aber: Während wir Triathlon-Fans uns über eine überraschend spannungsgeladene Saison, mega Inhalte vom #contentteamgermany (yes, da spricht das blaue Pushing-Limits-Herz aus mir!) und jetzt schon legendäre Finishline-Interviews freuen dürfen, landet so mancher von uns dieser Tage wieder auf dem Boden der Tatsachen. Und zwar dann, wenn es um die eigenen Pläne geht – weil der angepeilte Wettkampf aus bekannten Gründen doch noch abgesagt wird.

Einmal Triathlon-Rookie, immer Rookie?

„Boah, nicht schon wieder!“, so in etwa klang beispielsweise meine Reaktion auf eine Mail, die kürzlich in mein Postfach trudelte. Inhalt: die Absage des Triathlons am Schliersee. Sie traf mich völlig unerwartet und gleich in zweierlei Hinsicht. Erstens hatte ich mich drei Tage vorher noch zu optimistischen Trainingszwecken über die Bike-Route im Bayerischen Oberland gepeitscht. Zweitens war sie plötzlich wieder da, diese Sorge, dass auch 2021 zur Nullnummer in puncto Rookie-Akten werden könnte. Manno, darf ich jetzt bitte auch einfach mal ran?

Es folgte eine spannende mentale Reise in den Tagen danach. Erst war ich traurig über die Absage, dann neidisch auf jeden, der 2021 schon zum Zug kam, und dann gipfelte das Ganze in die Überzeugung: „Ach, du bist doch eh viel zu schlecht – da ersparst du dir immerhin die Schmach von einem DNF oder dem letzten Platz!“ Falls sie jemand sucht: Die Motivation ging übrigens gleich mit flöten.

Über Selbstzweifel spricht man nicht – auch nicht im Triathlon!

Nur ein kurzes Tief? Nope! Ich selbst bin phasenweise überhaupt nicht davon überzeugt, das Ding ins Ziel zu bringen. Und je länger ich auf meine „Premiere“ warten muss, desto größer wird die Unsicherheit. Gerade in puncto Schwimmen geht mir der Popo aufs bekannte Grundeis – oder besser: auf den Grund des örtlichen Badesees. Das sage ich natürlich nicht ohne Scham. Wer spricht schon gerne über Selbstzweifel?

Denn Selbstzweifel passen irgendwie nicht zum Triathlon. Zu den mit Vitamin-D vollgetankten Athleten, die aus Überzeugung an Grenzen gehen und ohne mit der Wimper zu zucken, 20.000 Euro für die Erfüllung ihrer Hawaii-Träume zahlen. Dabei schlummern quälende Selbstzweifel vermutlich in allen – zumindest ab und zu.

Bin ich zu schlecht, um Triathlon zu machen?

Zum Beispiel dann, wenn man den Blick mal wieder schweifen lässt und sich Zeiten, Wattwerte, Trainingsumfänge von anderen anschaut. Was meine Top-Pace beim Laufen ist, ist für so manch anderen Athleten nicht einmal des Aufstehens wert. Im Klartext: Für mich ist alles jenseits der 6 Minuten pro Kilometer ein Riesending. Andere fühlen sich dabei, als wären sie mit einem Porsche in einer Spielstraße unterwegs.

Und da wir gerade schon beim Vergleichen sind: Während mein nächster Meilenstein ein FTP-Wert von 180 Watt ist, verbringen andere in dieser Zone ihre entspannte G1-Ausfahrt. Ach, und während ich mit gut 42 Minuten für die 1,5 Kilometer beim (Brust-)Schwimmen rechnen muss,  schwimmen andere in derselben Zeit dieselbe Distanz zweimal. Keine Frage, solchen Leistungen gebührt Respekt – aber wie soll ich bei so vielen einschüchternden Werten bitte keine Angst davor haben, beim Überqueren der Ziellinie von anderen belächelt zu werden?

Sind wir Triathlon-Freaks nicht alle ein bisschen krass?

Dabei ist es eigentlich ein Paradoxon, als Triathlon-Einsteiger überhaupt an sich zu zweifeln. (Ausdauer-)Sport macht Studien zufolge selbstbewusst, stärkt die geistige Leistungsfähigkeit, lässt uns Dinge klarer sehen, versetzt uns in den begehrten Flow-Zustand. Immerhin: Mental muss man definitiv über den Dingen stehen, wenn man sich für so einen Wettkampf anmeldet. Allein daran scheitern Tausende – weil sie es sich grundsätzlich nicht zutrauen.

Kurzum: Einen Funken Glauben an die eigene Power muss jeder Triathlet, ob erfahren oder nicht, schon in sich tragen. Tja, vielleicht schadet ein gesunder Größenwahn ja doch nicht? Und vielleicht müssen wir uns hin und wieder einfach nur an unsere Überzeugung erinnern? Zum Beispiel, wenn uns mal wieder die Hammer-Werten der anderen vor Neid erblassen lassen. Denn was auch zur Wahrheit gehört, ist: Nicht jeder hat dieselben Voraussetzungen. Das fängt schon mit der Zeit an, die man pro Woche für das Training zur Verfügung hat. Und es geht weiter mit körperlichen Dispositionen, Unterstützung beim Training, Erfahrung …

Selbstzweifel überwinden: Was raten Sport-Experten?

Was aber tun, wenn die Selbstzweifel mal wieder lauthals ins Gewissen brüllen und uns buchstäblich ausbremsen? Ja, richtig gelesen: Die Sport-Forschung konnte nämlich auch zeigen, dass diejenigen, die mehr von sich überzeugt sind, bessere Leistungen abliefern.

Nur zu denken, dass man schnell läuft, hat zwar allein noch niemanden schnell laufen lassen – aber: Als einer der Mental-Strategien erklärt Sportjournalist Matt Fitzgerald in seinem Buch „Siegen ist Kopfsache“ beispielsweise die Visualisierung des erfolgreichen Finishline-Moments. Es lenkt zumindest von jeglichen Selbstzweifeln ab, sich vorzustellen, wie geil es sein muss, eine Ziellinie zu überqueren. Oder wie stolz man dann vermutlich ist. Oder wie sich deine Lieben mit dir freuen. Guter Trick und noch besserer Ansporn! Wer dann immer noch den Selbstzweifeln verfallen ist, dem hilft vielleicht ein Blick auf die Fakten …

5 Rookie-Zweifel vor dem ersten Triathlon und was wirklich an ihnen dran ist

  1. „Alle kraulen, nur ich bin brustschwimmend unterwegs!“: Falsch! Auch Brustschwimmer gibt es, wie mir mehrfach versichert wurde. Außerdem krault auch nicht jeder durchgehend.
  2. „Alle haben das schon tausendmal gemacht, nur ich weiß nicht, wie‘s geht.“: Einsteiger gibt es bei jedem Wettkampf.
  3. „Alle sind schnell, nur ich versage.“: Im Gegenteil: Dank Adrenalin & Co. darf trotz (oder gerade wegen!) Nervosität mit einem persönlichen Bestwert gerechnet werden – zumindest statistisch betrachtet.
  4. „Allen sehen super aus, nur ich nicht.“: Woher dieser Zweifel kommt, ist klar: Ich schaue mir viel zu oft Profis beim Sporteln an. Und man vergleicht bekanntlich nicht Äpfel … naja, ihr wisst schon.
  5. „Alle sind krass, nur ich nicht.“: Hier kann ich bestätigen, dass die Teilnahme an einem DIY-Format vorab (z.B. Fräuleinscup von Fräulein Triathlon, der auch 2021 wieder läuft!) hilft, um sich etwas realistischer einzuordnen. Beim nächsten „Ich schaffe das niemals!“-Blues sollte ich mir die Ergebnisse vielleicht nochmal in Erinnerung rufen. Nicht, dass ich jemals Podiumsplätze eingeheimst hätte, aber bisher habe ich noch alle ins Ziel gebracht. So what?

Na gut, dann kann ich ja beruhigt weitertrainieren – für alle Fälle!

Lena

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3 Kommentare

  1. Hallo!
    Die Zweifel 1-5 kommen mir sehr bekannt vor. Auch ich bin Rookie und „Nicht-Schwimmer“. Vor lauter Größenwahn ist mein erster Triathlon gleich ein Ironman. Wenn man dann auf Instagram nur Fotos von gebräunten Modelathleten in kurzen Hosen sieht und selbst bis April mit Jacke und teilweise Mütze laufen gehen muss und gefühlt keine Fortschritte macht drückt das natürlich das Selbstvertauen ganz schön.
    Ich versuche mich mittlerweile mehr auf mich selbst zu konzentrieren und die positiven Dinge zu sehen.
    Der Wille, die Motivation, die doch vorhandenen Fortschritte, die GESUNDHEIT und das Visualisieren der Ziellinie! Wie viele dann vor mir sind spielt keine Rolle!
    Denn unterm Strich ist glaub was dran, dass man schon krass genug ist sich überhaupt für einen Triathlon als Hobbysportler anzumelden und dafür monatelang Tag für Tag trainiert.

    Also: nicht an Frodos Werten und Trainingsumfang orientieren und an das eigene Können glauben!

  2. Hallo Lena,

    ich bin mit fast 40 auch ein Rookie (letztes Jahr sollte die erste Langfristig in Roth steigen) und kann deinen Artikel oben absolut nachvollziehen. Je länger die Warterei, desto häufiger suchen auch mich keine Dämonen Heim. Mache ich hier wirklich das Richtige? Eigentlich wollte ich das nur ein Jahr bis zur Langdistanz machen, jetzt sind es schon zwei. Hält der Körper das aus? Spielt die Familie noch länger mit?

    Wenn ich dann aber, wie am gestrigen Pfingstmontag, um halb sechs morgens in den Sonnenaufgang fahre, dann ist alles wieder gut. Dann gibt es keine Selbstzweifel mehr. Dann weiß ich, ich kann das schaffen.

    Auch habe ich in dieser Beziehung mit meinem Trainer Glück gehabt, der meine Zweifel immer sofort im Keim erstickt.

    Ich schaue gar nicht auf andere und vergleiche mich auch mit keinem, weil jeder ja so seine eigene Situation hat. Natürlich gibt es viele, die außer der Arbeit und dem Sport nichts anderes haben, aber die sollten nicht der Maßstab sein. Zudem trainieren viele, das habe ich auch schon festgestellt, blindwütig nur auf Volumen und als Familienvater kommt die Qualität bei mir ganz klar vor der Quantität. Lieber 10 Stunden pro Woche ideal belasten als 20 Stunden nur damit am Ende alle Ahh und Ohh sagen.

    Ich mache einfach mein Ding und hoffe, dass ich meine Leistung dann irgendwann auch mal in einem Wettkampf werde anrufen können.

    Ich wünsche dir noch ganz viele tolle Trainingseinheiten und ein gesundes Selbstbewusstsein. Du schaffst das. Wirste sehen.

    MfG Tom

  3. Wenn ich das lese sehe ich mich wieder 2019 vor Nervösität bibbernd am Langener Waldsee stehen und zum 5 mal ungläubig fragen „Bis wohin soll ich bitteschön schwimmen?“ OK, man muss dazu sagen, dass ich 24 Stunden noch nicht mal davon geträumt habe, am Folgetag einen Triathlon zu machen, aber das Ding zu finishen war schon sehr geil, wenn es auch „nur“ eine Sprintdistanz war. Ich war vorher weder jemals soweit am Stück im Freiwasser geschwommen, noch schnell Rad gefahren. Aber getrieben von der Euphorie nicht ertrunken zu sein, war sogar das Radfahren erträglich, auch wenn ich auf meinem Citybike am laufenden Band überholt wurde. Und das ich Laufen kann, wusste ich ja.
    Fazit: Im wahrsten Sinne des Wortes einfach mal ins kalte Wasser springen und seinen Wettkampf genießen.