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Rookie-Race-Report – Versucht, verflucht, verliebt! 5 Erkenntnisse rund um den ersten Triathlon

23. August 2021


Allgäu Triathlon Rookie

Der Rookie-Status ist tot – lang lebe der Rookie-Status! Lena hat ihren ersten Triathlon ins Ziel gebracht und trotzdem noch ein, zwei Rechnungen offen. Vielleicht auch drei. Denn perfekt lief es nicht. Und das ist auch gut so!

„Ich beneide dich wirklich. Du hast die Möglichkeit, deinen ersten Triathlon ganz bewusst zu erleben!“ – hatte Bocki mir rund 36 Stunden vor dem Startschuss noch mit auf den Weg gegeben. Und, Freunde, was soll ich sagen: Bewusst habe ich das, was sich am Sonntag mitten im Allgäu beim KULT abgespielt hat, wirklich erlebt. Vielleicht ein bisschen zu bewusst.

Rookie-Dasein im Triathlon = Gefühlschaos deluxe

Jetzt, gut 24 Stunden nach dem Zieleinlauf, ist somit die beste Gelegenheit, ein erstes Fazit zu ziehen. Herrje, seh ich fertig auf dem Bild oben aus – war mir gar nicht so klar. Anyway … Status vor dem Startschuss: voller Tatendrang, sich an der Nummer zu versuchen. Status nach dem Schwimmen: fluchend, dass ich gerade ‘ne ziemlich peinliche Nummer vor laufender Kamera abgeliefert habe. Status nach dem Zieleinlauf: verliebt in Triathlon.

Ihr merkt schon, so ein Triathlon ist eine emotionale Achterbahnfahrt – mit 4 Stunden und 20 Minuten vermutlich die längste geballte Gefühlssause, die ich jemals erlebt habe (abgesehen von der Geburt meiner Tochter). Immerhin war der Wechsel vom einen zum nächsten Status jeweils verbunden mit einmaligen Erkenntnissen. Und bevor ich die vergesse/verdränge, fasse ich die mal lieber fix zusammen:

1. Die Ruhewoche ist für Ruhe da.

Machen wir uns nichts vor: Als Altersklassen-Athlet kann man sich nicht zwangsläufig das perfekte „Ruhe-Umfeld“ bauen – auch nicht in der Rennwoche. Gut eine Woche vorher saß ich mit meiner Tochter nach einem Sturz in der Kita in der Notaufnahme des nächstgelegenen Krankenhauses, am nächsten Tag hatten wir einen Wasserschaden im Wohnwagen, darauf folgten zwei Regentage, was auf einem Campingplatz mit Kind relativ witzlos ist, Schlaf bekam ich irgendwie kaum, weil ich außerdem völlig aufgeregt und gestresst war, in der letzten Nacht raubte dann auch noch ein heftiges Gewitter den letzten Nerv – tja, und dann war eigentlich auch schon Race-Day. Schätzungsweise hat nur das Adrenalin noch dafür gesorgt, dass ich es überhaupt an die Startlinie geschafft hab. Okay, und Basti, unser Mann fürs Bewegtbild, der die zwei Tage mit mir Nervenbündel irgendwie überleben musste. Aber dazu dann mehr im Race-Video. Stay tuned!

Fazit: Würde ich nie wieder so machen. Beim nächsten Rennen ist die Challenge ganz klar, vorher schon runterzufahren, um nicht völlig zerstört am Start zu stehen. Ob das gelingt, hängt natürlich nicht nur von mir ab – und gerade mit Kind ist das zum Scheitern verurteilt. Aber vornehmen kann man es sich ja.

2. Im Rennen ist alles anders.

Ich hatte die (realistischen) Zeiten für jede einzelne Disziplin vorher genauestens ausgerechnet. Natürlich bin ich – ganz vorbildlich – auch die Rad-Strecke vorher abgefahren, nochmal 1,5 Kilometer im Freiwasser geschwommen und ein bisschen gelaufen. Aber: Im Rennen war dann alles anders und keine der prognostizierten Zeiten dabei. Im Gegensatz zu der Regel, dass man im Rennen seine PBs aufstellt, war ich sogar schlechter als jemals zuvor. Tja, so kann’s laufen – oder eben auch nicht.

Schwimmen: Ich dachte, der Cutoff (45 Minuten) wird knapp, ist aber machbar. Pustekuchen! So ohne meine Boje am Körper, dafür mit der Angst, dass meine Schulter im offenen Wasser rausfliegt, und mit dem mentalen Druck, hier irgendwie abliefern zu wollen, war mein Atem so panisch, dass ich ernsthaft 1,5 Kilometer im Oma-Brustschwimm-Stil unterwegs war. Dementsprechend kam ich heulend aus dem Wasser mit der Erwartung, dass mich gleich jemand aufhält und mir erklärt, dass das Rennen an dieser Stelle nun vorbei sei. Das passierte aber nicht. Also kratzte ich mein letztes Stückchen Selbstachtung aus der Box mit den Wechselsachen zusammen und hielt an meinem Plan „Nach dem Schwimmen das Rennen genießen!“ fest. Check!

Wechsel 1 & 2: Kein Kommentar! Schätzungsweise hat Basti nie langsamere Wechsel gesehen, geschweige denn gefilmt.

Radfahren: Ich liebe mein TT-Bike – und hatte mich dementsprechend auf die Strecke gefreut. Eigentlich war die Vorfreude auch der einzige Grund, warum ich überhaupt noch auf dieses sauteure Bike gestiegen bin. Es sollte sich doch gelohnt haben. Und wann hat man schon mal die Chance, bei gesperrten Straßen zu fahren? Eben! Bei der letzten Ausfahrt war es gerade der mittlere Drücker-Teil Richtung Missen gewesen, in den ich mich verguckt hatte. Mega nice! Mit so etwas wie Gegenwind oder eventuell leerem Tank nach zuvor 46 Minuten im Wasser hatte ich mich gar nicht auseinandergesetzt. Natürlich hat mich dann beides ausgebremst. Und trotzdem war die zweite Disziplin gefühlt ruck-zuck vorbei. Schade eigentlich. Nächstes Mal nehme ich vielleicht doch den Classic – nur für die längere Radstrecke. Kleiner Spaß.

Laufen: Die „Run-Walk-Methode“ in Perfektion – so in etwa könnte man die Nummer beschreiben. Der Wendepunkt nach rund 4 Kilometern der Laufstrecke war dann auch der mentale Wendepunkt. Zum ersten Mal realisierte ich, dass ich tatsächlich einen Triathlon ins Ziel bringen würde. Und als Katja von Fräulein Triathlon mir dann auch noch zurief, dass ich – entgegen meiner Vermutung bezüglich des Swim-Cutoffs – noch im Rennen war, mobilisierte ich irgendwelche Kräfte und brachte teilweise noch eine 5:15er-Pace auf die Strecke. Zur Erklärung: Das ist eine gute Pace für meine Verhältnisse.

3. Die wahren Helden stehen beim Triathlon am Streckenrand.

Ganz ehrlich: Ich weiß nicht, ob ich das Ding ins Ziel gebracht hätte, wenn nicht all diese Ehrenamtlichen, Helfer, Supporter an der Strecke gestanden und sich die Seele aus dem Leib geschrien, geklatscht, gejubelt hätten. Ein fettes, riesiges, überdimensional großes Danke an dieser Stelle!

Ich war selbst schon Helfer und überwältigt von der Dankbarkeit der Athleten. Nun kenne ich auch die andere Seite und weiß: Man ist wirklich unendlich froh, dass jemand dir mit bester Laune und einem ermutigenden Spruch auf den Lippen Wasser, Iso oder sonstiges reicht. Dass jemand völlig Unbekanntes für dich gerade seine Zeit opfert. Dass jemand davon beeindruckt bist, was du gerade machst – ganz egal, ob das nun eine Top-Performance ist oder nicht. Ich habe an den Verpflegungsstellen nicht nur Kohlenhydrate getankt, sondern auch mentale Power. Und es war mir dann auch egal, dass ich an jeder Station angehalten und mich kurz unterhalten habe. War zwar nicht gut für meine Zeit, aber dafür umso besser für mich und meine Laune. Und wie war das noch mit dem Spaß, um den es im Triathlon doch gehen soll? Eben!

4. Es ist schön zu wissen, dass jemand an der Startlinie auf dich wartet.

Triathlon ist vielerlei Hinsicht ein Ego-Trip – der von viel mehr Menschen mitgetragen wird, als wir uns das für gewöhnlich eingestehen möchten. Ich dachte eigentlich auch, ich mache das nur für mich und liefere alleine ab. Aber: Als ich gestern um die letzte Ecke auf der Zielgeraden bog und in mir bekannte Gesichter blickte, war ich einfach nur verdammt froh, mir vertraute Menschen zu sehen. Überwältigend!

5. Die Zeiten sind völlig egal.

Wie bereits mehrmals erwähnt, hatte mich der Faktor Zeit vor und während des Rennens völlig verrückt gemacht – und jetzt kommt die Pointe: Ab dem Moment, in dem ich unter dem ikonischen Holzbogen hindurch lief, war mir meine letztendliche Zielzeit schnurzpieps und verdammt egal. Überhaupt schaute ich erst spät am Abend aus reiner Neugierde mal in die Ergebnisliste. Hey, vierter Platz – von hinten. Na, und? Ich habe einen Triathlon ins Ziel gebracht! Und das, obwohl alles, wirklich alles dagegen gesprochen hat. Mit geschrotteter Schulter, als Mama, als Nicht-Sportler, als Rookie. Das zählt für mich gerade viel mehr. Der eine Macher unter tausenden Zweiflern!

Und jetzt? Tja, einmal Rookie, immer Rookie – zumindest auf der Mitteldistanz. Oder anders gesagt: Wie geil ist bitte dieser Triathlon?

In diesem Sinne: #SeeYouAtTheFinishline – da gefällt’s mir nämlich eigentlich ganz gut!

Auf bald!

Lena

Was ich noch dringend sagen wollte: Ihr seid die krasseste, niceste, geilste Community überhaupt – und ich bedanke mich von ganzem Rookie-Herzen bei jedem einzelnen, der sich die Blogs gegeben hat. Ich bin wirklich wahnsinnig gerührt, dass ich so herzlich als Pushing Limits Rookie aufgenommen wurde. Kudos und was sonst noch so rausgehen kann an: Euch!

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10 Kommentare

  1. Glückwunsch! Tolle Leistung. Über 4h Sport am Stück muss man erstmal durchziehen. Schwimmen klappt auch irgendwann 😉

  2. Super Lena, Hut ab! Du hast es geschafft… ich habe dir doch am Samstag bei unserem netten kleinen Plausch gesagt das du es schaffst. Noch mal Danke für die tollen Blogs und bleib dran und zieh durch

  3. Wow! Aller größten Respekt! Glückwunsch zum absolvierten Triathlon und den echt cool geschriebenen Blog Post! 😎🤙🏼

  4. Liebe Lena!
    Danke für den erfrischenden Racebericht Deines ersten Triathlon! Er beschreibt all das was ich an diesem Sport so liebe! Tolle Einstellung! Wie im Leben läuft auch im Wettkampf selten alles nach Plan! Viel Spaß bei allen weiteren Triathlons, die sicher kommen werden! 😉

    LG
    Manuela

  5. Danke für deinen schönen Beitrag!!
    Ich kann mich sehr in deinen Gefühlslage rein versetzen, denn meinen ersten Triathlon hatte ich am 15.8 in Graz beim Ironman 70.3
    Und war auch mehr als überwältigt von der Organisation und denn Helfern!!
    Und ja die supporter Crew is das aller wichtigeste!! 😊
    See you on the finish line! 🤙
    Mfg Reini

  6. YESSS Lena, herzlichen Glückwunsch – du bist Triathletin. Du hast es trotz aller Widrigkeiten geschafft. Damit kannst du sehr stolz auf dich mit deinem starken Willen sein! Jetzt gönn dir was 😉

  7. Glückwunsch zu deinem ersten Triathlon 🤟

    Den Absatz mit den Helfern finde ich beeindruckend und kann dir da nur zustimmen👍 Sie haben uns den Kalvarienberg hoch getragen🙏

    Erhol dich gut🤟

  8. Cooler Beitrag 😉
    Aber warum macht man denn Triathlon wenn man Schwimmen nicht mag/es einem nicht liegt? Wenn man nicht alle drei Disziplinen liebt, macht das Ganze doch nur halb so viel Spaß 😀

  9. Herzlichen Glückwunsch zu deinem Finish ! Kommt für mich genau zur richtigen Zeit- nach meinem DIY Finish auf der Sprintdistanz und einem zeitmäßig absolut lausigen 10k Lauf war irgendwie die Luft völlig raus 🙁
    Jetzt hab ich endlich wieder Lust auf den 10k Nikolauslauf 😀 und auf das erste richtige Finish nächstes Jahr. Oder den ersten HM ? Allgäu kommt auf jeden Fall auch auf die Bucket List 😉